Musée national de Préhistoire – Les Eyzies-de-Tayac

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Steinwerkzeuge, Klingen, Schaber … Unzählige bearbeitete Steine.

Trotz der gelungenen Ausstellung verstehe ich nun, dass Museumspädagogik ein wichtiger Bestandteil sein muss. Wissenschaftler verlieren vielleicht in ihrem Eifer und Begeisterung den Überblick, mit welchem Wissen ein simpler Besucher ins Museum kommt.

Mir ist wichtig, dass in Museen wissenschaftlich gearbeitet wird, und dass Platz auch für jene Wissenschaftler ist, die nicht an diesem Museum arbeiten. Aber ein wesentlicher Punkt ist, das Museen der breiten Öffentlichkeit den Wissensstand in einem Fachgebiet näher bringen.

Hier in Les Ezyies sehe ich den Stolz der Wissenschaftler, die gefundenen Objekte zu präsentieren. Aber ich bin der Meinung, dass in diesem Fall weniger mehr wäre. Bei besten Willen kann ich nichts mitnehmen, wenn ich vor 100 für mich völlig gleichartigen Faustkeile liegen und zwar jeweils Hunderte für jede Periode, wenn mir nicht jemand erklärt auf was ich zu achten habe, wird es ein großer Eintopf.

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Dank der Führungen, die ich Moustier und le Ferrassie hatte, verstand ich ein wenig mehr. Aber ist es eigentlich nicht tragisch, dass ich zuletzt ins Museum gehen hätte sollen, um die dort ausgestellten Objekte zu verstehen? Das ist doch ein Widerspruch in sich.

Es wäre für mich viel sinnvoller gewesen, an Hand weniger Faustkeile (Biface auf Französisch klingt einfach eleganter als Faustkeil auf Deutsch) aufzuzeigen, dass dieses Werkzeug seit 1,5 Millionen Jahren angefertigt wurden. Nur kurz zum Verständnis, zu jener Zeit existierten noch verschiedene Hominiden-Arten in Afrika und die benutzten Faustkeile als Unterstützung in ihrem Leben. Es ist also noch ein langer Weg bis zum modernen Menschen. Denn vom Homo sapiens, so wie wir sind, kann erst frühestens vor 200.000 Jahren gesprochen werden. Ich sollte genauer sein. Die Datierung des modernen Menschen ist nicht ganz so einfach. Auf der einen Seite versucht man die besonderen Merkmale der verschiedenen Homo festzuhalten. Bei Neandertaler sind das die besonderen Augenwülste, die flachere Stirn im Gegensatz zu uns, das Kinn, das weniger hervortritt als das unsere, und die Schädelform, die nicht so rund ist, wie der unsere.

Ich bin fasziniert, wenn ich daran denke, dass die ersten bearbeiteten Steine, die Vorgänger der Faustkeile, der Chopper, bereits vor 2,6 Mill. Jahre in Verwendung waren. Durch die Führungen die Tage zuvor haben mir die vielen Steinwerkzeuge etwas näher gebracht.

Es ist beeindruckend, wie geschickt die Steine bearbeitet wurden. Doch auch damals gab es geschicktere und weniger geschicktere. Es waren nie alle gleich begabt in jeglicher Hinsicht. Bei bei den Steinwerkzeugen hat sich eine Wissenschaftlerin die Mühe gegeben und die „Abfälle“ sortiert, ihre Entfernung zur Feuerstelle gemessen und die Qualität des Steines geprüft. Und es war so, je geschickter, um so näher konnte derjenige am Feuer sitzen und umso besser war die Qualität des Steines, der bearbeitet wurde. Gute Qualität durfte nicht verschwendet werden. IMG_0564Ich habe versucht die besonderen Klingen des Solutrèen einzufangen, denn sie sind verdammt dünn. Von diesen hat man lange nicht soviele gefunden, wie von den etwas robusteren. Die Frage steht im Raum, ob nicht viele dieser Klingen mehr rituellen Zwecken dienten, als für den täglichen Gebrauch. Die Methode hat sich nicht für längere Zeit und in einem größeren Raum ausgebreitet. Sie zeigt aber, wie geschickt und gekonnt diese Steine beschlagen wurden.

Eine meiner Fremdenführerinnen erzählte, dass ein Archäologen, der durchaus versiert in der experimentellen Archäologie ist, beim Versuch diese Klingen ebenfalls herzustellen,  kläglich scheiterte. Es gelang ihm nicht die Steine in dieser Feinheit zu bearbeiten.

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Um einen Eindruck zu gewinnen, wie ein Fundplatz aussieht und wo Archäologen buddelten, um Klingen zu finden, wurde ein solcher Fundplatz in die Ausstellung aufgenommen. Ichh vermute, dass anfangs die Klingen von dem umgebenden Stein oder Sand gar nicht unterschieden werden konnten.

Besonders berührend waren für mich die Skelette.  (Neandertaler Skelette werde ich bei den jeweiligen Fundstellen, die ich besuchte, zeigen.) Am liebsten hätte ich sie in ein Grab gelegt. Das Bewusstsein, dass es Menschen sind, mit denen ich wenn auch nur weitläufig, aber doch verwandt bin, ließ mich still und ruhig werden. Auch wenn es vielleicht lächerlich erscheinen mag, aber mir war es wichtig, jedem eine Form von Gebet zukommen zu lassen, mit dem Wissen, dass alles einen guten Weg geht, wenn es aus einem guten Herzen kommt. Das Mascherl, das Religionen so gerne um Menschen hängen, ist irrelevant. Entweder gibt es etwas Höheres oder nicht. Und wenn es etwas  Höheres gibt, dann wird es wohl nicht genauso beschränkt denken wie Menschen.

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